Der kleine Mann – Gismos Geschichte

Der Vollständigkeit halber und weil es immer noch zum Verarbeitungsprozess gehört, muss auch Gismo gehört werden. Sprich auch seine Geschichte möchte ich euch kurz erzählen. Wer meinen Beitrag über Knut gelesen hat, der weiß, dass sie zuerst mit einem anderen Weibchen zusammensaß und nach ca. einem halben Jahr Gismo Knuts neuer Partner wurde, nachdem für Mukelchen ein neues Zuhause gefunden war. Ich suchte hier und da und kam auch hier nicht darauf ins Tierheim zu gehen, das hätte ich natürlich tun sollen, aber ich denke dort wäre Gismo vielleicht auch gelandet.

Gismo Portrait

Das Versprechen

Ich fand ihn durch eine Ebayanzeige (glaube ich, auf jeden Fall eine Anzeige im Internet). Sein damaliges Frauchen hielt Gismo wohl erst mit einem Weibchen, das sehr dominant war und dann war er eine Weile alleine. Warum sie ihn nicht mehr wollte, weiß ich nicht mehr genau, aber es schien mir ein Zeit- oder keine-Lust-mehr-Faktor zu sein. Gismo war zu diesem Zeitpunkt ein Jahr alt, er war auch nicht verwahrlost oder so, nein, sie hatte schon gut für ihn gesorgt. Wir waren in einem ähnlichen Alter und sie erzählte mir, was er gerne frisst, usw. Dann fragte sie, ob sie ihn auch ab und zu besuchen dürfte, was ich natürlich verstehen konnte.
Nach 1-2 Tagen der Vergesellschaftung lief es immer noch nicht gut, Knut jagte Gismo durch die Wohnung und er versteckte sich und aß auch nicht viel. Ich konnte mich noch nicht an dieses neue Kaninchen gewöhnen, es schien nicht zu Knut zu passen und ich schrieb die Halterin an, dass ich nicht wüsste, ob es klappt. Sie schrieb mir nur, dass ich es noch ein paar Tage probieren sollte. So war ich auf mich gestellt und mit der Situation überfordert.
Nach einer kleinen Recherche war klar, was falsch lief: der neutrale Ort.
Gismo war in Knuts Revier, natürlich funktionierte das nicht so gut wie gedacht. Sie war die Königin hier! Ich fuhr zu meiner Mutter und beanspruchte ihr Arbeitszimmer für die erneute Zusammenführung und wie durch Wunder, war Knut friedlich und freundlich. Zuhause jagte sie Gismo noch etwas, aber es wurde schnell weniger und irgendwann, war er akzeptiert und durfte bleiben. Ich fühlte mich anfangs schlecht, weil ich dachte, ich könnte ihn nie so sehr lieben wie Knut. Aber ich sollte eines Besseren belehrt werden. Nachdem ich nie wieder etwas von der Halterin von Gismo hörte, tat er mir unglaublich leid. Sie fragte nie wieder nach ihm und besuchte ihn demzufolge auch nicht. Ich konnte es nicht verstehen, dass es ihr so leicht zu fallen schien. Also gab ich Gismo ein Versprechen: Er würde bei mir für immer ein Zuhause haben! Bis zum Ende würde ich mit ihm gehen und ich tat es.

Der kleine Menschenhasser

Gismo macht wieder alles unordentlich, inklusive sich selbst

Gismo verzauberte vieler meiner Freunde, weil er so klein, kugelig und grimmig war. Dazu war er auch ziemlich ziemlich frech, was zu lustigen Begebenheiten führte. Oft war er nicht aufzufinden, bis man sah, dass sich der Deckel des Heukartons bewegte. Es war sein absoluter Lieblingsplatz und eigentlich Tabu! Denn in dem Karton lagerte ich das Heu nur, es war ja genug Heu im Gehege.

Gismo putzt Knut, meistens war es andersrum

Gismo war sehr selbstständig und klug, er beobachtete die Menschen ganz genau, denn wir waren ihm nicht geheuer, ich würde sogar sagen er hasste sie. Logikspiele begriff er schnell und manchmal saß er morgens einfach außerhalb des Geheges und ich wusste nicht, wie er rausgekommen war. Er und Knut brachten uns viel zum Lachen. Selbst als ich ihn am Ende oft zwangsfüttern musste und er keine Vorderzähne mehr hatte, musste ich trotz der Situation lachen, denn er versuchte mich immer wieder zu beißen (ohne Zähne, eben wie ein alter Mann ohne Gebiss) und an mir zu graben. Ich weiß, dass es für ihn genauso doof war wie für mich, ihm das anzutun, aber es war so drollig, wie sehr er seinem Unmut Ausdruck verlieh.
Er war ein kleiner Kämpfer und als er das erste Mal wegen seiner Zähne in Narkose gelegt wurde, merkte ich, wie sehr ich ihn liebte und mir Sorgen machte. Er hatte sich ganz klammheimlich in mein Herz geschlichen.

Mit Knut und Gismo sind wir dreimal umgezogen. Nach unserem ersten Umzug blühte Gismo richtig auf, er sprang sogar auf unsere Couch und ließ sich dort füttern. Nicht nur das, er turnte sogar auf uns herum, so eine innige Nähe hatten wir noch nie von ihm erlebt. Unser kleiner Misanthrop war so zutraulich, dass wir es selbst nicht fassen konnten. Natürlich hielt das nicht an und er zeigte uns nur einen Vorgeschmack darauf, was wäre, wenn er uns doch gern hätte. Danach zogen wir erneut um und Knut zerstörte unsere Couch, daher musste eine Neue her, die nun höher war als die davor und das war Gismo dann zu doof. Er kam zwar ab und zu noch herauf, aber da sich der Fluchtweg nun als schwieriger erwies bzw. Als höher, war ihm das Ganze nicht mehr Geheuer.

Der letzte Kampf

Als Knut ging, war Gismo ein großer Trost für mich, auch wenn mir das Herz blutete, weil er allein war und ich nicht schnell genug einen Partner für ihn fand.
Wir hatten noch eine intensive Zeit zusammen, für die ich dankbar bin. Für die Vergesellschaftung war Gismo am Ende zu krank und der EC-Test stand noch aus, auch wenn ich mir sicher war, dass er EC frei war, da Knuts Test negativ war, musste ich trotzdem sichergehen.
Am Ende vermutete die Ärztin doch einen Tumor, der so nicht auf dem normalen Röntgenbild zu erkennen war. Was die damalige Diagnose unserer vorherigen Ärztin bestätigte. Was es nun genau war ist unklar… denn Gismos Körper entschied das Ende, bevor wir es taten.
Für mich war es ein schreckliches Ende… ein Bild, was ich wohl nie vergessen werde. Mein Trost ist hier, dass ich schnell handeln konnte und er schnell erlöst war von jeglichem Schmerz. Dass er nun bei Knut ist, jedenfalls ist die Vorstellung einfach beruhigend für mich. Wenig später meldete sich die Ärztin nochmals, denn Gismos EC-Test war positiv und die Vergesllschaftung wäre somit noch schwieriger gewesen. Ich war froh, dass ich nicht voreilig ein anderes Kaninchen zu ihm setzte, denn das wäre aufgrund des positiven Tests fatal gewesen.

Gismo und sein Heu – Heumo!

Danach riss es mir völlig den Boden unter den Füßen weg, Gismo war ein kleiner Fels in der Brandung für mich… er war doch mein Kämpfer, es war so unwirklich, dass er weg war. Generell war es merkwürdig, dass niemand mehr im Gehege war. Als ich wieder nach Hause kam, räumte ich das ganze Zimmer aus. Ich wollte nicht mehr an das Krankenzimmer meiner Kaninchen erinnert werden.

Jetzt renovieren wir es und es geht mir damit gut. Tapete abreißen war auch mal Gismos Lieblingsbeschäftigung, mittlerweile kann ich ihn gut verstehen.
Ich habe die Erinnerungsstücke, die ich brauche und bin dankbar für zwei wundervolle Wesen, deren Leben ich hoffentlich so schön gestalten konnte, wie es möglich war.

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