„Ain’t no sunshine when she’s gone“- Knuts Geschichte

Das Beste kommt immer unverhofft… und mit grauem Fell.

Als ich anfing zu studieren, zog ich in meine erste eigene Wohnung. Die erste Wohnung ohne Haustier, denn ich lebte immer mit Hund und Katze im Haushalt, früher auch Meerschweinchen. Meine Meerschweinchen wurden nie alt, denn ich war viel zu jung und hatte keine Ahnung von ihnen.

In meiner neuen Wohnung war es einsam und ich wollte mich mit den Meerschweinchen versöhnen, es diesmal richtig machen und schwor mir, dass sie richtig alt werden würden. Ich ging in die Zoohandlung (ich habe irgendwie nicht ans Tierheim gedacht, keine Ahnung warum). In dem Glasgehege waren allerdings null Meerschweinchen zu finden, nur Kaninchen. Vor Kaninchen hatte ich immer Angst, denn eine Freundin erzählte mir früher, dass ihr Vater seinen Finger verlor durch ein Kaninchen. Später erfuhr ich, dass er noch ein Baby war und es ihn nur ein Teil des Fingers kostete. Nun schaute mich allerdings ein unglaublich süßes Kaninchen an und öffnete mein Herz für diese Tiere.

Mukelchen und Knut
Mukelchen und Knut

Nein, es war nicht Knut… das Kaninchen nannte ich Mukelchen und ließ es mir sofort reservieren (ich weiß der Begriff ist nicht schön). Ich las alles über Kaninchen, was ich fand und holte mir genug Equipment, um ihnen ein Gehege zur Verfügung zu stellen. Dieses sah zu Beginn noch sehr unbeholfen aus. Die Eltern meines damaligen Freundes hatten selbst Stallkaninchen und dadurch bekam ich oft Heu und Stroh umsonst sowie Gemüse.

Als ich Mukelchen dann holen wollte, sagte mein Freund, es müssten aber zwei Kaninchen sein, sonst wäre eines zu allein. Gesagt getan, meine Mutter begleitete mich und wir schauten nach einem Gefährten für Mukelchen. Bei den Widderkaninchen saß ein graues, puscheliges Löwenköpfchen, was uns frech anschaute. Wir fanden es beide recht keck und fragten, warum es Stehohren habe, obwohl es bei den Widdern saß. „Die gehen noch runter“, hieß es. Dass Knuts Ohren wunderschöne Stehohren blieben, finde ich bis heute toll und ich war nie traurig darüber, denn ich fand sie so viel schöner, hasenähnlicher.

So war Knut zu uns gekommen, völlig zufällig und ohne Herzchen in den Augen. Mein Freund und ich überlegten nach einem Namen und da sie viel größer als Mukelchen war, dachten wir natürlich, sie wäre ein Männchen (was sind wir sexistisch gewesen!) Der Name Knut war aber nun schon so eng mit ihr verbunden, dass uns auch kein besserer einfiel, also blieb Knut einfach Knut, sie interessierte es sowieso nicht, was für einen Namen wir ihr gaben.

Zickenkrieg

Es stellte sich mit der Zeit heraus, dass Mukelchen doch relativ scheu war und kein Bock auf uns hatte… was schade war, aber ich akzeptierte es, denn es war einfach ihr Charakter. Knut hingegen sprang nach ein paar Wochen über den Gehegezaun, der nicht sehr groß war und landete auf der Couchlehne, die genau neben dem Gehege stand. Sie war eine Freiheitskämpferin und wirklich frech, kein Kabel war sicher vor ihr und sie war Weltmeisterin im Anstupsen. Sie fing auch an uns zu putzen, nackte Haut fand sie irgendwie ansprechend, sodass sie auch unsere Gesichter putzte, wenn wir ihr sie hinhielten. Sie interagierte mit uns, auch wenn sie nicht total zutraulich war, aber das war das Spannende an ihr. Irgendwann verliebte ich mich einfach so sehr in sie… doch das merkte ich erst, als Mukelchen und Knut sich eines Abends mächtig in die Wolle kriegten. Es war klar, beide waren Weibchen, keine Geschwister… es konnte nicht gut gehen (bzw. es war unwahrscheinlich). Ich muss dazu sagen, ich lernte erst alles mit der Zeit… und musste erst ein paar Fehler machen, um zu lernen, wie es richtig geht.

Ich wusste, eine der beiden Zicken braucht ein neues Zuhause, denn beide hatten Bisswunden und ich wollte kein drittes Kaninchen, was die Gruppendynamik vielleicht gerettet hätte. Ich trennte die beiden vorerst… und damit ging es mir hundeelend, ich versuchte ein Zuhause zu finden…aber für wen? Mukelchen war der Grund, warum ich die beiden überhaupt hatte, aber als ich merkte, ich muss eine der Beiden gehen lassen, war mir sofort klar, ich kann Knut nicht weggeben. Das war unmöglich, sie war mit meinem Herz verwachsen, sie wird es immer sein.

Erst Knut machte meine Wohnung zu einer Heimat für mich. Ich hatte nun Verantwortung zu tragen und ich freute mich auf mein Zuhause. Sie holte mich aus einem tiefen Loch der Einsamkeit. Und auch meine ganze Ernährungsweise, änderte sich u. a. durch ihre Existenz.

neugierige Knut
neugierige Knut

Der kleine Mann… Gismo

Eine glückliche Fügung ergab sich, als mir eine Freundin aus Berlin schrieb, dass ihr Kaninchenmännchen gerade seine Partnerin verloren hatte. Also fuhren wir nach Berlin, wo die Vergesellschaftung vielleicht eine Minute dauerte. Denn Erik, so Mukelchens Zukünftiger, war das entspannteste Kaninchen, was ich kenne und überhaupt nicht territorial. Er putzte Mukelchen sofort und sie waren bis zu Eriks Lebensende ein Herz und eine Seele…

Nun war es notwendig, dass auch Knut einen Gatten bekam, doch sie wäre nicht Knut, wenn das so einfach gewesen wäre. Und anders als Erik war Knut, als dominantes Weibchen, äußerst territorial.

Knut territorial
Alles markieren, alles meins!

Gismo fand ich durch eine Anzeige im Internet, seine Halterin wollte ihn nicht mehr und so durfte er zu uns ziehen. Natürlich machte ich es falsch, ließ ihn in Knuts Revier, bis ich nach mehreren Hetzjagden im Internet las, dass ein neutraler Boden her musste.

Gesagt getan. Wir fuhren zu meiner Mutter und nahmen das Büro in Beschlag. Gismo, immer noch eingeschüchtert von Knut, saß schüchtern unterm Stuhl, als Knut langsam auf ihn zukam ….und anfing, ihn zu putzen! Ja, Gismo war genauso geschockt wie ich! Danach dauerte es nicht mehr lang und auch sie wurden ein Pärchen. An dieser Stelle sei gesagt, dass Knut Gismo nie wirklich verletzte, sie jagte ihn nur.

Die Rangordnung zwischen Knut und Gismo änderte sich nochmal, als wir Knut kastrieren ließen. Ihre Hormone waren Monate lang ein Stressfaktor für sie, für Gismo und für mich, denn sie war nicht mehr stubenrein und Gismo war immer am wegrennen und sich verstecken. Die Eierstöcke wurden entfernt und waren laut Arzt auch gerötet. Was immer das heißen mag und wie auch immer man es sehen möchte, ich empfand und empfinde immer noch, dass es die richtige Entscheidung für alle war. Gismo jagte danach Knut durch die Wohnung, aber innerhalb eines Tages war auch das entschieden und er herrschte nun mit eiserner Schnute in ihrem ehemaligen Königreich. Ihr Charakter veränderte sich zum Glück kaum, sie war immer noch frech und neugierig, aber entspannter. Beide machten zusammen noch viel Unsinn.

Gismo und Knut

Auch ihr Gehege vergrößerte sich und bekam immer mehr Feinheiten und Details. Bald wurde mir nachgesagt, ich wäre Untermieter bei meinen Kaninchen. Alles was mit Kaninchen zu tun hatte, zog mich magisch an und ich bekam auch oft Geschenke dieser Art. Auch alles was es über Kaninchen zu wissen gab, interessierte mich und ich lernte immer wieder Neues. So entstanden die Comics, die ich schon länger zeichne als es die FB-Seite überhaupt gibt. Es ist einfach so schön, Kaninchen zu zeichnen, ob es nun Gismo&Knut sind oder andere. Denn sie haben alle so viel Charme und Witz und ich dachte mir, Wissen kann man gut mit Witz vermitteln und über Kaninchen sollten vor allem Kaninchenhalter viel wissen.

And this house just ain’t no home“

Knut musste danach fast so gut wie nie zum Tierarzt, bis auf die notwendigen Impfungen. Sie war wirklich ein vitales Kaninchen und das 10 Jahre lang.

Knut ist nicht das einzige grau-befellte Tier, was mit meinem Herz untrennbar verbunden ist. Auch unsere Katze, die nach meinem Auszug bei meiner Mutter blieb, war unverhofft in mein Leben gekommen und 20 Jahre verband uns etwas, was ich bei keinem anderen Tier fühlte, außer bei Knut. Vielleicht haben graue Tiere irgendetwas Magisches an sich? Ich weiß es nicht. Knuts letzte Monate werde ich nicht ausführlich beschreiben, das Ende ist nie schön und es gibt nichts außer schmerzhafte Dinge darüber zu berichten. Das einzig herzerwärmende an all dem ist, dass Knut es uns wirklich versucht hat einfach zu machen, wir konnten ihr jede Medizin geben, sie nahm sie freiwillig. Sie forderte sogar, dass ich sie füttere, denn sie vermochte es nicht mehr so richtig selbst zu greifen. Wir waren ein gutes Team, nur Augentropfen fand sie schrecklich und wehrte sich dagegen, aber das entsprach auch wieder sehr ihrem Charakter. Sie war ein fantastisches Lebewesen und sie wird mir auf ewig fehlen, denn sie war lange meine Heimat.

Knut

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