So Frith will

Inlé

Ich bin kein sehr religiöser Mensch und ich glaube, wenn ich mir die Bibel so ein bisschen anschaue, dann bietet sie nicht das für Tiere, was ich mir für sie wünschen würde. Natürlich könnte ich auch zu Mutter Erde beten, das wäre mit Sicherheit nicht verkehrt, aber ich wende mich besser gleich an Frith.

Viele kennen sicher den Film „Unten am Fluss“ (Watership Down) und die meisten aus meiner Generation erinnern sich an ihn mit gemischten Gefühlen oder haben sogar ein Kindheitstrauma davon! Ja, der Film ist ein bisschen brutal für Kinder, aber eigentlich zeigt er nur das Leben und die Schwierigkeiten echter Wildkaninchen. Daher empfinde ich ihn heute als einen sehr wertvollen Film und aufgrund meiner Kaninchenliebe gehört er zu meinen Lieblingsfilmen. Das gleichnamige Buch ist ebenfalls fantastisch, so wie auch andere Bücher von Richard Adams.

Im Buch wird natürlich noch detaillierter auf die Kaninchenwelt eingegangen und ihre Art Religion, wenn man es so nennen möchte. Jedenfalls schicken sie ihre Gebete an Frith und fürchten das Schwarze Kaninchen von Inlé, das meistens erscheint, wenn es eben zu Ende geht.

Oft, wenn ich selbst Angst davor habe, dass das Schwarze Kaninchen erscheint und mir Knut oder Gismo nimmt, dann denke ich an diese Welt der Kaninchen und ihren Glauben. Ja, mir ist klar, dass es sich um einen Roman handelt, aber es beruhigt mich irgendwie.

Status Knut und Gismo

Warum erzähle ich euch das? Zum einen als Werbung für dieses tolle Buch! Wirklich, es ist so schön! Wer Kaninchen liebt, muss es lesen!

Zum anderen möchte ich euch ein kleines Update zu Knut und Gismo (KaninchenComics) geben.

Für alle, die es verfolgt haben: Noch vor ein paar Wochen dachte ich, laut Tierärztin, dass Gismo einen Tumor hat und mir nur noch bis Weihnachten bleibt. Wie einige sicher schon wissen, habe ich eine zweite Meinung eingeholt und auch ein Röntgenbild machen lassen, was gezeigt hat, dass mein kleiner Grummelbär gesund ist oder den Tumor mit all seinem Menschenhass vernichtet hat. Wir werden es nie erfahren, aber das ist auch wurscht.

Auge um Auge …

In unserem neuen Zuhause haben wir also auch eine neue Tierärztin, die auf Kaninchen spezialisiert ist. Sie gab uns die gute Nachricht von Gismo und checkte die beiden, weil ihnen noch eine Impfung fehlte. Dabei kam heraus, dass beide keine Grundimmunisierung hatten und dieses nun nachholen müssen. Also Impfung 1. und vier Wochen später Impfung 2.

Seit vielen Wochen Tränen allerdings Knuts linkes Auge und bei Gismo beide Augen ab und zu. Vier verschiedene Ärzte haben sich das angeschaut und keiner wusste genau, was los ist. Gismo nimmt auch normal zu und sieht wieder richtig gut genährt aus.

Jetzt ist Knut unser Sorgenkind, sie nimmt seit Wochen stetig ab, obwohl ich sie ständig fressen sehe. Die Augen wurden gespült und gespült … beide sahen aus wie nasse Ratten, wirklich! Es wurde geröntgt, aber nix!

Das Röntgenbild war eine Weile her und ein anderer Arzt meinte, dass es nix schlimmes sei, es wäre einfach durch Staub etc. und würde die beiden nicht stören.

Kommen wir zurück zu Knut. Ihre zweite Impfung stand an, aber ich merkte, dass ihre Nase nass war und sie ganz ungesund nieste. Also bekam nur Gismo die zweite Impfung und Knut wurde behandelt, mit Verdacht auf einen Infekt. Als jedoch zwei Tage später die Blutuntersuchung zeigte, dass ihre Entzündungswerte sehr hoch waren, verschrieb die Ärztin auch noch ein Antibiotikum.

Eine Woche später sollte Knut nochmal vorgestellt werden. Ich musste sie jeden Tag wiegen und zufüttern, denn sie hatte Probleme zu essen. Sie war so dankbar für jede Dosis Critical Care (Breifutter) und forderte es auch richtig. Kräuter aß sie auch, aber ohne das Zufüttern, hätten wir ihr Gewicht niemals halten können.

Kurz vor dem Kontrolltermin, merkte ich, wie auf einmal ihr rechtes Auge (das nicht tränte) geschwollen aussah. Wir zeigten es am besagten Tag der Ärztin und sie wirkte sichtlich nervös. Ein Termin zur Zahnkontrolle und zum Zähneschleifen war schon vereinbart, aber viel zu spät. So bekamen wir relativ schnell einen zeitnahen Termin bei der Zahnspezialistin. Wir alle gingen davon aus, dass Knut eine entzündete Zahnwurzel hat, denn die Zähne an sich waren okay. Die entzündete Zahnwurzel würde auch das Problem mit dem Auge erklären.

So gab ich Knut schweren Herzens morgens bei der Ärztin ab und hoffte, es würde ihr bald besser gehen…

Zahn um Zahn…

Es wurden mehrere Röntgen Aufnahmen von Knuts Kopf gemacht, doch die Zähne waren nicht das Problem. Ihr könnt euch vorstellen, wie ernüchternd das war, denn wir wollten endlich eine Lösung für sie finden und das Problem beheben.

Knuts Auge wurde immer schlimmer, es vergrößerter sich und wurde trüb. Wir fuhren zu einer Augenspezialistin, an die wir einen Tag später überwiesen wurden. Sie sagte uns, dass es ein Tumor in der Brust sein könnte, der sich auf das Auge auswirkt (Ja, so etwas ist möglich, allerdings nur bei Kaninchen … war klar oder?). Also noch ein Röntgenbild, aber wieder nix! Was ja schon mal etwas erleichternd ist, aber wir hatten noch immer nicht die Ursache gefunden. Dann folgte ein Ultraschall vom Auge, aber man konnte nichts erkennen. Nun hatten wir die Möglichkeit ein CT zu machen, aber es würden nur zwei Sachen dabei herauskommen: Entweder sie hat ein Abszess, was wochenlang gespült werden müsste (eine Tortur) oder man entfernt das Auge. Die zweite Möglichkeit wäre ein Tumor und man müsste das Auge entfernen. Also schlussendlich müsste das Auge heraus, egal was das CT uns zeigen würde. Denn wenn wir das Auge nicht gesund bekommen, wird sie nicht fressen, eine andere Erklärung für ihren Gewichtsverlust konnten wir nicht finden.

Was ist ethisch richtig?

In einer Woche wird die OP sein, die natürlich aufgrund der Narkose lebensgefährlich ist. Aber es würde eine Chance geben. Gleichzeitig könnte es auch das Ende bedeuten. Im Moment wird ihr Auge mit Tropfen behandelt und im allerbesten Fall bringt das sogar etwas und das Auge schwillt ab, aber diese Chance ist sehr gering.

Für jeden Tierhalter kommt diese Frage, wenn das Tier nicht von selbst verstirbt, ob man die Leiden, die es hat, beenden soll. Und ich finde, Leid sollte unbedingt vermieden werden, wenn dein Tier dir zeigt, dass es müde ist. Natürlich ist Knut im Moment erschöpft, wer wäre das nicht, nach so vielen Arztbesuchen? Aber sie gibt mir kein Zeichen und es ist auch nicht so, dass ich es nicht sehen will. Nichts liegt mir ferner, als sie unnötig zu quälen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie ihres Lebens müde ist.

Sicherlich ist das alles eine persönliche Einschätzung und die schwierigste Aufgabe eines Tierhalters ist es, diese Entscheidung zu treffen. Wir kämpfen und ich hoffe, es lohnt sich und wenn nicht, dann möchte sie nicht mehr kämpfen und das kann ich verstehen.

So Frith will, wird sie bleiben. Doch ich sehe oft das Schwarze Kaninchen von Inlé … nicht dicht bei ihr, aber auch nicht weit weg.

„Einige behaupten, das Schwarze Kaninchen hasse uns und wolle unsere Vernichtung. Aber die Wahrheit ist – jedenfalls bin ich so belehrt worden –, daß es auch dem allmächtigen Frith dient und nicht mehr tut als seine ihm gestellte Aufgabe: zu vollbringen, was sein muß. […] Wir gehen durch den Willen des Schwarzen Kaninchens von Inlé und nur durch seinen Willen. Und obgleich dieser Wille uns allen hart und bitter erscheint, ist er auf seine Art unser Beschützer; denn er kennt Friths Versprechen den Kaninchen gegenüber, und er wird jedes Kaninchen rächen, das zufällig und ohne sein Einverständnis vernichtet wird.“

Watership Down

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