Wozu brauche ich eigentlich Testleser?
Testleser kommen meistens ins Spiel, wenn die Rohfassung steht und ich idealerweise bereits einen Korrekturdurchgang gemacht habe. Entscheiden kann das natürlich jeder selbst, wann er diesen Schritt geht. Aber brauche ich überhaupt Testleser? Es ist kein zwingender Schritt, aber einer, den ich dir wärmstens empfehlen kann. Warum? Das möchte ich dir im Folgenden aufzeigen.
Testleser kosten nichts, es sind einfach Menschen, die gerne und viel lesen und sich über ein kostenloses Buch freuen. Für einige ist es auch schön, an einem neuen Buch mitzuwirken. Und das tun sie definitiv. Wenn du selbst nicht weißt, ob deine Geschichte für die Welt da draußen bereit ist und du Angst davor hast, dass man dein Buch schlecht findet, dann hole dir Testleser. Sie geben dir ein erstes Feedback, meistens respektvoll, denn sie wollen dir ja helfen. Du bekommst wertvolle Tipps, die deine Story besser machen können, denn sie sind der kleine Spiegel deiner potenziellen zukünftigen Leserschaft. Da die meisten Testleser auch Vielleser sind, kennen sie sich in den Genres, die sie lesen, oft gut aus. Sie können dir Feedback geben, was gut ankommt, was nicht und warum.
Wer dient als Testleser?
Oft wird geraten, keine Familie und Freunde als Testleser zu nehmen, da sie befangen sein könnten. Allerdings muss man das immer abwägen. Es gibt Freunde und auch Familienmitglieder, die sehr differenziert lesen können und dir keinen Honig ums Maul schmieren. Natürlich ist das nie böse gemeint von deinen Liebsten, aber um sein Manuskript verbessern zu können, brauchen wir Kritik! Hierbei ist Kritik nichts Schlechtes, sondern hilfreich. Hast du also jemanden in deinem Freundes- und Familienkreis der dir ehrlich seine Meinung sagt (ohne natürlich verletzend zu werden) dann würde sich diese Person auch als Testleser eignen.
Hast du zu kritische oder zu liebe Personen in deinen engsten Kreis, dann kannst du auch außerhalb suchen. Oft reicht schon ein Aufruf über Instagram (wie der aufgebaut sein könnte, siehst du auf meinem Account). Hier finden sich oft Lesewillige. Eine kurze Sucheingabe bei Google eröffnet dir ebenfalls schon viele Möglichkeiten. Auch in Facebook-Gruppen kannst du fündig werden.
Wozu brauche ich ein Lektorat, wenn ich doch Testleser habe?
Nun wenden wir uns der „Schattenseite“ zu. Da sich ja Hinz und Kunz auf deine Anfrage melden können, solltest du niemals dein ganzes Manuskript verschicken. Fange mit vielleicht mit zwei Kapiteln an und schaue, ob derjenige auch dran bleibt. Einige Testleser verschätzen sich auch mit ihrer eigenen Zeit und kommen nicht hinterher, selbst wenn du einen Zeitraum benannt hast, in dem das Buch gelesen werden soll. Wenn du nur Kapitel schickst, sortiert sich das Ganze von selbst aus und am Ende hast du die Testleser, die du brauchst. Deshalb nimm immer 1-2 mehr Testleser.
Die Anzahl sollte dabei immer ungerade sein, denn falls es bei einer Sache im Plot zu Uneinigkeit kommt, hast du nie ein „Unentschieden“, sondern die Mehrheit deiner Testleser tendiert immer zu einer Meinung. Das hilft dir am Ende zu entscheiden, ob etwas geändert werden sollte, weil es von den Testlesern kritisch gesehen wird oder eben nicht.
Testleser sind zwar ein wertvolles Mittel, um den eigenen Roman zu verbessern und zu schauen, ob die Story gut ankommt, aber sie sind keine Lektoren. Auch wenn sie viel lesen, unterlaufen auch ihnen Fehler. Ein Lektor prüft, bevor er etwas kritisiert oder anders schreibt, ob er auch wirklich richtig liegt. Generell kann der Lektor oder die Lektorin auf mehreren Ebenen Feedback geben: Sprache, Charaktere, Dialoge, Stil, roter Faden, Formalien, etc. Ein Testleser ist und soll nur das Lesegefühl wiedergeben: Was ihm gefallen hat, was nicht und warum.



Mein letzter Tipp
Bei Testlesern ist auch das Bauchgefühl, wie bei so vielen Sachen, entscheidend. Das betrifft alles, was die Testleser inhaltlich anmerken. Ein Testleser kritisiert die Handlung deines Protagonisten: Stimmst du ihm zu? Ist die Handlung wichtig für den Plot, für die Charakterisierung? Was ist das erste Gefühl, wenn du die Kritik liest? Sagt es in dir „Ja, da ist vielleicht was dran“ oder sträubt sich alles?
Testleser helfen dir auch bei Grammatik und Rechtschreibung, wenn ihnen was auffällt. Das kann eine große Hilfe sein, aber wenn du dir selbst nicht ganz sicher bist bei einem Wort. Check es selbst nochmal, wie du bei meinen Beispielen gesehen hast.
Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinen Testlesern und hoffe, dass es für dich genauso bereichernd wird, wie ich es oft erlebt habe.
Zusammenfassung
- Testleser geben dir erstes Feedback zu deinem Buch
- Du kannst einen Aufruf auf Social Media starten, um sie zu finden oder in Gruppen suchen
- Verschicke nie dein ganzes Manuskript
- Suche dir immer 1-2 mehr Testleser als du brauchst, falls jemand abspringt
- Wähle eine ungerade Anzahl (mind. 3.) falls es unter den Testlesern Meinungsverschiedenheiten gibt
- Testleser ersetzen kein Lektorat
- Überprüfe bei Rechtschreibung, wenn du dir unsicher bist, ob dein Testleser recht hat, selbst
- Hör auf dein Bauchgefühl, denn du bist der Autor, die Autorin